BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

B90/DIE GRÜNEN SOLINGEN

Die Zukunft des Theater- und Konzerthauses

Ein offener Brief

Liebe Kulturschaffende, Veranstaltende, Theater und Konzertbesucher*innen, liebe Mitarbeitende des Theater- und Konzerthauses,
liebe interessierte Solinger Bürgerinnen und Bürger,

mit dem einstimmig beschlossenen Prüfauftrag des Rates vom 3. Juli 2025 wurde die Verwaltung nun beauftragt, mittels eines umfangreichen Fragenkatalogs „die Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit ei- ner Neukonzeption von Sicherheitsinfrastruktur und Kulturstandorten hinsichtlich der Standorte des heutigen Theaters und Konzerthauses (TuK) und des Omega-Areals zu prüfen“.

Der Prüfantrag wurde auch mit den Stimmen der GRÜNEN im Rat beschlossen. Denn für eine ehrliche Debatte, und diese fordern wir hiermit ein, brauchen wir natürlich belastbare Zahlen und Fakten. Wesentlich für den Beschluss ist, dass der Prüfprozess bei „Erkennen klarer Ausschlusskriterien per Ratsbeschluss beendet werden“ kann. Dies wurde festgelegt, um den Aufwand zur Beantwortung der Fragen für die Verwaltung nicht allzu groß werden zu lassen. Wenn also bereits nach Prüfung der ersten Fragen klar wird, dass der Vorschlag nicht umzusetzen ist, muss der Ausstieg aus dem Projekt unmittelbar erfolgen.

Wir GRÜNE wollen allerdings nicht nur eine finanzpolitische Debatte, die die Frage klärt, woher die Hunderte Millionen Euro kommen sollen, die Abriss und Neubau des TuK, Neubau einer Feuerwache und Ansiedlung von Kunstmuseum, Musikschule etc. am Südpark kosten werden. Ein solcher Eingriff in die Stadtstruktur, der eines der bedeutendsten und meist frequentierten Gebäude der Stadt zum Abriss freigibt, bedarf aus unserer Sicht einer breiten gesellschaftlichen Diskussion.

Wir haben große Zweifel an der CDU-Idee und setzen andere Schwerpunkte für unsere Innenstadt. Wir sehen Politik, Verwaltung und Stadtgesellschaft vorrangig in der Pflicht, unsere Stadt dem Klimawandel anzupassen und die Mobilitätswende konsequent anzugehen.

Diese Argumente sprechen aus unserer Sicht gegen einen Abriss des Theaters und Konzerthauses:

1. Die hohen Sanierungskosten des angeblich maroden TuK
Wir fordern eine ehrliche Debatte. CDU und Medien sprechen von dem maroden TuK. Das ist falsch!

Das Theater ist weder marode noch ein „Millionenloch“, denn die Investitionssumme von 30 Millionen bezieht sich auf einen Zeitraum von 2016 bis 2029. Davon wurden städtischerseits bereits 4,9 Millionen Euro in das Gebäude investiert. Die Glasfaserverkabelung im gesamten Gebäude wurde für flächendeckendes WLAN genauso erneuert wie die Netzwerkinfrastruktur, der Krisenstabraum wurde gebaut, Verkabelungen, Estrich und Teppichböden im Foyer wurden erneuert, neue WC-Anla- gen im Konzerthaus wurden errichtet und die bühnen- und elektrotechnischen Einrichtungen auf den neuesten Stand gebracht. Bereits 1998 wurde die gesamte Glasfassade des Gebäudes für fünf Mio. Euro brandsicher erneuert.

Weitere große Baumängel können aufgrund der guten Zusammenarbeit mit dem Gebäudemanagement und dessen fachlich kompetenter Begleitung der Sanierungsarbeiten ausgeschlossen werden. Zusammengefasst heißt das: wir investieren jetzt endlich, was über Jahrzehnte versäumt wurde – und wir sind auf einem guten Weg!

2. Die Diskussion um ein „Kulturhaus“ lässt völlig offen, ob damit ein adäquater Neubau für das TuK mit seiner heutigen Nutzung gebaut wird.

Ein neues Theater und Konzerthaus mit Orchestergraben und Vollbühne sowie entsprechender Technik würde voraussichtlich an die 300 Millionen Euro kosten. Allein die Abrisskosten des TuK werden laut Experten mit etwa einem Drittel der Neubaukosten beziffert. Die im politischen Raum diskutierte Variante, die eigentlich geplante und notwendige Aula des Schulzentrum Vogelsang zu einer Art Theater umzufunktionieren, ist aus unserer Sicht indiskutabel. Denn insbesondere die Konzertfunktion erfordert Einbauten, die mit der Nutzung als Schulaula kaum kompatibel sind. Bei aktuell etwa 680 Veranstaltungen im Jahr im TuK bliebe kaum Zeit für die Schulnutzung.

3. Zeit und Geld überfordern den städtischen Haushalt und das Kulturangebot in Solingen

Ohne sich auf eine Gesamtsumme an dieser Stelle festlegen zu wollen ist unstrittig, dass wir ein solch umfängliches neues Projekt nicht aus dem städtischen Haushalt finanzieren können. Wir bräuchten also eine Sondergenehmigung der Bezirksregierung für die Kreditierung der notwendigen Millionen.

Der weitere Knackpunkt: die Zeit. Die Vorstellung des CDU-OB-Kandidaten, das Projekt sei in drei Jahren zu realisieren, ist nicht zu halten. Nach einer oder mehrerer (teuren) Machbarkeitsstudie müssen Bebauungspläne erstellt, die Beteiligungen durchgeführt und schließlich beschlossen werden, um die rechtliche Grundlage für den Baubeginn zu schaffen. Nach Fertigstellung des neuen „Kulturhauses“ kann mit dem Abriss des TuK begonnen werden. Erst dann kann der Bau der neuen großen Feuerwehrwache starten. Bis es soweit ist, vergehen acht bis zehn Jahre, in denen das jetzige TuK sein Kulturangebot fortsetzen müsste – schon allein für die Bergischen Symphoniker, deren bis 2039 (einstimmig) verlängerter Vertrag die Nutzung des Theaters voraussetzt. Um die Betriebssicherheit während dieser Jahre zu gewährleisten, müssten die aktuell geplanten Arbeiten am TuK fortgesetzt und finanziert werden – Gelder, die mit einer Verlagerung tatsächlich „verbrannt“ wären.

4. Keine Verzögerung beim Bau der wichtigen Rettungswachen Mitte und Wald!

Es liegen konkrete, durchgerechnete Pläne für den Neubau der beiden Feuerwachen in Wald und Mitte vor, die viel Geld gekostet haben. Hier ist gewährleistet, dass die Hilfezeiten stadtweit eingehalten werden können, dass die Aus- und Einfahrten nicht durch Staus verlangsamt werden und dass der vorgegebene Zeitplan für ihre Errichtung eingehalten wird. Der aktuelle Zustand der beiden Feu- erwachen duldet keine Verzögerung, im Gegenteil, die Umsetzung sollte aus unserer Sicht beschleunigt werden. Schon jetzt sehen die bisherigen Planungen für zwei Wachen in Mitte und Wald den Baubeginn 2032 (Mitte) bzw. 2036 (Wald) vor. Es ist nicht zu erwarten, dass es mit den neuen Plänen der CDU schneller geht. Eine Verzögerung ist aus unserer Sicht aber nicht tragbar.

5. Welche „Begrüßung“ wollen wir?

Das TuK ist stadtbildprägend, es hat einen großen ideellen, stadtkulturellen und zeithistorischen Wert. Es ist ein Zeugnis eines an das Bauhaus angelehnten Architekturstils und beeindruckt mit seiner Glasfassade, die die innen stattfindende Kultur mit dem Außen verbindet. Das TuK thront geradezu auf dem Hügel, es ermöglicht Kulturgenuss im Zentrum der Stadt, hervorragend angebunden an den ÖPNV. Es ist der Eingang zu Solingens Mitte, ein Ort der Vielfalt und der Internationalität. Es schafft mit rund 200 Kulturveranstaltungen im Jahr die Möglichkeit für alle Solinger Bürger:innen sich als Stadtgesellschaft wahrzunehmen.

Dies würden wir gegen einen Funktions- und Zweckbau für Feuerwache, Ordnungsdienst und Katastrophenschutz eintauschen. Wollen wir das wirklich? Es wäre ein Paradigmenwechsel in der Binnen- und in der Außenwahrnehmung der Stadt, der ein entsprechendes Beteiligungsformat der Bürgerschaft erfordert.

Wir GRÜNE wollen Veränderung in Solingens Mitte, wir wollen sie nachhaltig und zum Wohle aller Bürger:innen. Wir wollen die Klimaresilienz der Innenstadt stärken, den Menschen in diesem sehr dicht bebauten Bereich grüne Oasen schaffen, vor Hitze schützen und den Leerstand bekämpfen. Das sind die Aufgaben, die wir für die Solinger Innenstadt sehen. Ohligs hat es vorgemacht, jetzt ist die Innenstadt dran.

Deswegen fordern wir:

  • die Umsetzung eines Begrünungskonzepts für Hauptstraße, den Graf-Wilhelm-Platz und den Fronhof (hier im Rahmen der bisher diskutierten, und nun in den nächsten Sitzungsblock gescho- benen Planungen).

  • Aufenthaltsorte, die Nachbarschaften stärken, neue wirtschaftliche Nutzungen, die Schaffung von belebbaren Innenhöfen, kreative Ideen zur Wiederbelebung von Leerständen unter Einbezie- hung von Kaufhof und P&C – und dadurch die Belebung der Innenstadt,

  • die konsequente Umsetzung der Mobilitätswende und ein Verkehrskonzept für die Innenstadt, das mit in die Steigerung der Aufenthaltsqualität in Solingens Mitte einzahlt.

    Das sind die Aufgaben, die wir für die Innenstadt haben. Realistisch, an den Bedürfnissen der Menschen orientiert und das Machbare im Blick.

    Mit diesem offenen Brief wollen wir dazu anregen, über unsere Stadt und ihre zukünftige Entwicklung nachzudenken, Projekte zu entwickeln und Engagement zu stärken. Denn DIE Stadt Solingen sind wir alle.

    Wir wünschen IHNEN UND EUCH eine angenehme Sommerzeit! 
    Ihre Dr. Ruth Fischer-Bieniek, Leon Kröck, Frank Knoche, Holger Poschen und Thilo Schnor  

  • Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Rat der Stadt Solingen

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