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Wir in der Grünen Fraktion haben einen Brief erhalten, der so auch an weitere Fraktionen und an die Verwaltung gerichtet wurde. Eine Bürgerin richtete Ihre Kritik an einem nicht in städtischer Hand vorhandenen Park&Ride-Parkplatz am Ohligser Hauptbahnhof aus. Dieser sei aber notwendig, wenn Auspendler:innen den Zug nutzen möchten und ihr Auto in dieser Zeit am Bahnhof abstellen möchten. In ihrer Kritik verwies sie auch auf die schlechten Bedingungen des Öffentlichen Nahverkehrs (ÖPNV). Dieser bediene nur die Hauptbereiche der Stadt und dies in zu geringen Taktzeiten und sei ohnehin zu teuer. Gerade auch auf der Ostseite des Bahnhofes, seien die Parkmöglichkeiten unzureichend. Mit dem Parkhaus auf der Westseite würde schließlich zudem auch kein Angebot für einen Einkauf auf der Düsseldorfer Straße angeboten, da die Wege von dort in die Stadt zu lang wären. Daher bräuchte es mehr Park&Ride-Angebote.
Wir GRÜNE haben der Bürgerin in einem Antwortschreiben (welches redaktionell für das breitere Lesepublikum bearbeitet wurde) unsere Ansätze zum Thema Park&Ride dargelegt. Hierin sehen wir einerseits einen sinnvollen Ansatz, um Verkehre zu verlagern und Stadtzentren durch weniger Autoverkehr zu beleben. Andererseits verdrängen zusätzliche Stellplätze in der Regel nachhaltige Mobilitätsformen, die dringend attraktiver gemacht werden müssen. Unsere ausführliche Antwort lesen Sie hier:
„Sehr geehrte Frau …,
wir, von Seiten der Grünen, möchten endlich auf Ihre Mail antworten. Zunächst vielen Dank für Ihr Schreiben und Ihre verkehrspolitischen Gedanken.
Wir erlauben uns in Teilen eine andere Meinung zu vertreten und würden unsere Ansichten nachfolgend erläutern. So besteht mit dem Parkhaus am Hauptbahnhof aus unserer Sicht sehr wohl ein Park & Ride Angebot, was zur Nutzung der Bahn und für ein Parken des eigenen Autos dort genutzt werden kann. Doch es wird nicht nachgefragt, auch, weil noch immer kostenlose Parkplätze in der Ohligser Innenstadt zu finden sind. Hier braucht es ein Parkraumkonzept, mit dem eine Lenkungswirkung zur Nutzung des Parkhauses erzielt wird. Zudem sind die anderen Parkhäuser mit einzubeziehen, damit die Ohligser Innenstadt von allen Seiten mit dem Auto bis an den Rand angefahren werden kann. Im engeren Kreis der Innenstadt sollte dann möglichst viel Autoverkehr herausgehalten werden. Hier wartet die Politik auf ein schlüssiges Verkehrskonzept, was wir hoffentlich im nächsten Jahr von der Verwaltung vorgelegt bekommen.
Aber Sie haben ja noch einige Probleme mehr angesprochen, z.B. die Situation am hinteren Ausgang des Hauptbahnhofs. Die derzeitige Situation ist in der Tat einer Großstadt unwürdig. Alle Hoffnungen liegen auf dem geplanten Hotel, dessen Realisierung sich zunächst aufgrund von Corona und jetzt der wirtschaftlichen weltweiten Situation leider immer wieder verzögert.
Im Zuge des Hotelneubaus sollte auch eine Umgestaltung des Vorplatzes und eine Neuorganisation der Parksituation stattfinden. Ein Park & Ride Angebot wird es in größerer Zahl aber nur mit dem Parkhaus auf der anderen Seite geben. Politisch haben wir zusammen mit der SPD und der FDP im Juni 2021 einen Antrag zur ökologischen Bauleitplanung bei der Entwicklung des Gewerbegebiets Hansa-Quartier auf der Ost-Seite des Hauptbahnhofs beantragt und auch beschlossen. Unter anderem fordern wir dort eine Mobilitätsstation, bei der auch Sharing-Angebote z.B. für Fahrräder, Lastenräder oder Autos vorzufinden sind.
Bezüglich der Taktzeiten der O-Bus-Hauptlinien, dies sind die 681 und die 682, werden Verbesserungen mit der gerade in der Beratung befindlichen Neuaufstellung des Nahverkehrsplans beraten und hoffentlich so auch zu Beginn des Jahres 2023 beschlossen. Eine Umsetzung wird jedoch erst ab 2024 erfolgen können und das auch nur, wenn eine Finanzierung sichergestellt werden kann. Schnellbuslinien sind ebenfalls im Entwurf des Nahverkehrsplans enthalten, doch auch hier wird die Stadt Solingen auf eine Finanzierung von Land oder Bund angewiesen sein. Eine gute ÖPNV-Verbindung bis zu den von den Hauptlinien abgelegenen städtischen Wohnbereichen wird auch zukünftig aus heutiger Sicht kaum spürbar verbessert werden können. Aus Gründen der Finanzierbarkeit konzentriert man sich auf die Verbesserung der Hauptachsen. Selbst dieses Konzept ist zur Zeit nicht ausfinanziert. Die Verkehrswende, so zeigt sich aktuell, ist von hochverschuldeten Kommunen wie Solingen alleine nicht zu bewerkstelligen.
Radwege fehlen in Solingen! Wenn Menschen mit dem Rad fahren sollen, braucht es hier dringend Verbesserungen. Die Topographie ist angesichts von E-bikes nicht mehr so sehr das Problem, vielmehr fehlt es an sicheren Fahrradwegen sowie an ausreichenden und sicheren Abstellmöglichkeiten. Für den Hauptbahnhof wäre eine Radstation angemessen, bei der auch hochwertige Räder sicher abgestellt werden könnten und die einen gewissen Service rund um das Rad böte. An dieser Stelle sei noch einmal auf die oben erwähnte Mobilstation verwiesen. Ansonsten braucht es sicherlich auch Fahrradboxen an den Haltestellen, wo eine Nachfrage besteht bzw. zukünftig bestehen könnte.
Aktuell ist eine Radwegeführung entlang der Hauptachse von Solingen-Ohligs nach Solingen-Mitte in der politischen Diskussion. Wer entlang der Merscheider Straße und Beethovenstraße mit dem Rad unterwegs ist, wird durch den in weiten Teilen nicht vorhandenen Fahrradweg an vielen Stellen durch den ruhenden Verkehr in die Mitte der Fahrbahn gedrängt, was für den Radfahrer, für den Autofahrer sowie den Busverkehr eine unbefriedigende Situation und zudem für den Radfahrer äußerst gefährlich ist. Wir stehen zu diesen Radfahrplänen, selbst wenn entlang der beschriebenen Strecke Parkraum wegfällt. Denn nur so können wir die Menschen dazu ermutigen, öfters vom Auto auf das Rad umzusteigen. Die aus Gründen des Klimaschutzes notwendige Verkehrswende bedeutet auch eine Neuaufteilung des Verkehrsraums zugunsten von Fahrrad und Bus.
Die Düsseldorfer Straße in Ohligs steht vor einem großen Umbau, Ohligser Markt und Fußgängerzone werden neu gepflastert und mit der Neubebauung u.a. im ‚Olbo-Quartier‘ wird Ohligs zahlreiche Neubürger:innen begrüßen können. Investoren machen sich daran, nicht nur in die Innenstadt von Ohligs zu investieren. Kein Wunder also, dass im Rahmen der Neuaufstellung des ÖPNV-Nahverkehrsplans auch eine Änderung der Buslinienführung in der politischen Beratung ist, die den Ohligser Markt betrifft. Dieser wird auch zukünftig mit den Linien 691 und 783 angefahren werden. Zusätzlich ist jedoch eine Anbindung an das Quartier der genannten Linien auf ihrer Rückfahrt stadteinwärts neu in der Abstimmung. Wir sind guter Hoffnung, dass mit den beschriebenen Entwicklungen das Ohligser Zentrum einen neuen Auftrieb erhält.
Eine neue Qualität würde die Ohligser Innenstadt auch mit einem Verkehrskonzept erhalten, mit dem der motorisierte Durchgangsverkehr herausgehalten und auf den Parkraum in den bestehenden Parkhäusern verwiesen wird. Dies würde die Aufenthaltsqualität für die Kundinnen und Kunden deutlich erhöhen. Dazu gehört auch, dass die Ohligser Innenstadt zukünftig besser mit dem Rad und dem ÖPNV zu erreichen ist.
Sehr geehrte Frau …,
wir hoffen, Ihnen zumindest aus unserer Sicht die Lage der Dinge ausreichend dargestellt zu haben und stehen auch weiterhin gerne für einen Dialog bereit. Viele Maßnahmen zu den oben genannten Themen, dies sei in Ergänzung und Vollständigkeit auch erwähnt, finden sich im Konzept "Integriertes Stadtteileinwicklungskonzept Ohligs" (ISEK) wider. Ich hänge der Mail eine mir vorliegende Broschüre mit an. Unsere gewählten Grünen Mitglieder begleiten konstruktiv die dort aufgeführten Zielsetzungen.
Mit freundlichen Grüßen
Thilo Schnor
1. Bürgermeister der Stadt Solingen
Vorsitzender des Ausschusses für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität und Wohnungswesen