BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

B90/DIE GRÜNEN SOLINGEN

30 Jahre Brandanschlag von Mölln –
Bürgermeister Thilo Schnor besucht Gedenkfeier

Die Stadt Solingen wurde eingeladen an der Gedenkfeier zum 30. Jahrestag der Brandanschläge in Mölln von 1992 teilzunehmen. Bürgermeister Thilo Schnor konnte bei dieser Gelegenheit mit den betroffenen Familien, dem Bürgermeister und mit aktiven Ehrenamtlichen sprechen, die sich für die Erinnerungs- und Bildungsarbeit gegen Rassismus und Demokratiefeindlichkeit einsetzen. Er fand in der 20.000 Einwohner:innen zählenden Kleinstadt eine vielstimmige Bürgerschaft vor, die um ein zukünftiges gemeinsames Gedenken in Zusammenarbeit mit den Opferfamilien ringt. Die Narben des Brandanschlags und die traumatischen Verletzungen bei den betroffenen Familien sind noch heute, eine Generation später, mehr als deutlich sichtbar und und werden zu Gehör gebracht.

Der 23. November 1992 war ein Tag des Grauens für Mölln, insbesondere für die dort lebenden türkischen Familien. In Folge von zwei rechtsextremistisch motivierten Brandanschlägen auf Häuser, in denen ausschließlich türkische Familien wohnten, kamen drei Menschen ums Leben. Der erste Anschlag galt dem Haus an der Ratzeburger Straße. Dort lebten 8 Familien. Es ist vor allem auch Ali Aygün, einem der damaligen Bewohner, zu verdanken, dass hier zumindest niemand ums Leben kam. Er half mit, die Menschen zu retten, die zum Teil aus den Fenstern in seine Arme sprangen. Die traumatische Erinnerung ist immer noch wach, die Narben bei den Betroffenen spürbar. Nur wenige wollen und können überhaupt darüber sprechen.

Der zweite Anschlag galt dem Haus der Familie Arslan in der Mühlenstraße 9. Hier starb Bahide Arslan (51) bei dem Versuch, zwei Mädchen zu retten. Hatte sie es zuvor noch geschafft, ihren Enkel Ibrahim (7) in nasse Tücher zu wickeln und in einen Kühlschrank zum Schutz vor Rauch und Flammen zu stecken, brach sie mit einer Rauchvergiftung im Treppenflur auf dem Weg zu den beiden Mädchen zusammen. Jede Hilfe kam für sie zu spät. Ibrahim konnte durch den Einsatz eines mutigen Feuerwehrmannes gerettet werden, seine Schwester Yeliz Arslan (10) und ihre Cousine, Ayse Yilmaz (14), die zu Besuch aus der Türkei in Mölln war, starben qualvoll in den Flammen.

Ibrahim kämpft bereits seit Jahren vehement für das Recht der Betroffenen, die Art des Gedenkens mitzubestimmen. Auch sein Vater, Faruk Arslan, der zur Zeit des Brandes in Hamburg weilte, kämpft um eine angemessene Beachtung der Opfer. Dies haben sie bei den bisherigen Gedenkveranstaltungen der Stadt offensichtlich vermisst. Für die Nichtbeachtung der Opfer beim Gedenken in der Vergangenheit stehen besonders die Betroffenen aus der Ratzeburger Straße. Erst jetzt, 30 Jahre nach dem Anschlag, wurden sie erstmalig berücksichtigt, fand mit Ali Aygün ein Opfer des Brandanschlages von damals Gehör für seine Geschichte. Der neue, seit Mai 2022 im Amt stehende Bürgermeister Ingo Schäper hat es sich zu Aufgaben gemacht, dies zu ändern. Zusammen mit den Opferfamilien will er eine neue Form des gemeinsamen Gedenkens finden.   

Ein weiterer Akteur in Mölln ist der Verein „Miteinander leben!“, der sich noch im Dezember 1992 in Reaktion auf den Anschlag gegründet hatte. Hier setzen sich die ehrenamtlich Aktiven für eine angemessene Erinnerungs- und Bildungsarbeit ein, direkt in einem Haus in der Bahide Arslan Gasse, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Brandhaus in der Mühlenstraße.

Thilo Schnor hatte die Gelegenheit sich mit Bürgermeister Ingo Schäper über die Erfahrungen des Gedenkens in beiden Städten auszutauschen. Denn auch Solingen laufen bereits die Planungen für den 30. Jahrestag des Brandanschlags von 1993 und steckt somit mitten in den Überlegungen über Form und Ablauf des Gedenktags. Wir in Solingen konnten uns stets darauf verlassen, dass mit Mevlüde Genc eine Persönlichkeit in Solingen war, die das Versöhnende vorangestellt hat. Dafür können wir ihr nicht genug danken. 2023 wird das erste Jahr sein, in dem wir des Brandanschlags ohne diese große Frau gedenken werden. Natürlich werden viele hochrangige Gäste anwesend sein, aus der deutschen und der türkischen Politik, natürlich wird es ein Gedenken am Mahnmal und am Haus an der Unteren Wernerstraße geben.

Unsere Aufgabe ist es aber, die Erinnerung an den Brandanschlags zur Richtschnur für politisches Handeln werden zu lassen. Das ist tägliches Gedenken, tägliches Gestalten, tägliches Entscheiden. Es gibt viele Menschen in unserer Stadt, die sich für Toleranz und wertschätzendes Miteinander einsetzen. Ähnlich wie in Mölln hatte sich auch in Solingen direkt nach dem Brandanschlag das Bündnis für Toleranz und Zivilcourage gegründet, das seither in unterschiedlichen Veranstaltungen, Diskussionsforen, Aktivitäten an der Aufarbeitung des Anschlags und am Gedenken daran beteiligt war. Partei- und konfessionsübergreifend, schlicht der Menschlichkeit verpflichtet.

Solingen wird immer in einer Erinnerungskette mit Hoyerswerder (1991), Rostock-Lichtenhagen (August 1992) und Mölln (1992) stehen. Doch die schier unzähligen Angriffe durch rechtsextremistische Gewalt, die Mordserie des selbsternannten „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) zeigen, dass Rassismus und Menschenfeindlichkeit sowie Gewalt gegen Andersgläubige und -denkende in Deutschland an der Tagesordnung sind. Dagegen Stellung zu beziehen, ist und bleibt leider dringende Aufgabe der demokratischen Gesellschaft und des Staates mit all seinen Institutionen.

 

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