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20.07.22 –
Für das Solinger Tageblatt wurden wir gefragt, wie wir die Verkehrssituation im Stadtteil Aufderhöhe bewerten und mit welchen Maßnahmen wir Verbesserungen erzielen wollen. Hier lesen Sie unsere Antworten in voller Länge:
Wie schätzen Sie die Verkehrssituation im Aufderhöher Kern ein?
Die Verkehrssituation ist wochentags sowohl am Morgen ca. zwischen 7 und 8 Uhr als auch am späteren Nachmittag durch eine lange Autoschlange von Landwehr bis zum Aufderhöher Busbahnhof gekennzeichnet. Zu den gleichen Zeiten staut es sich in die andere Richtung oft auch vom Kreisverkehr Siebels bis zur Kreuzung Aufderhöherstraße/Löhdorferstraße. Hierbei handelt es sich hauptsächlich um Durchgangsverkehr durch Pendler:innen, aber auch um Elterntaxis vor und nach der Schule sowie um Fahrten des täglichen Bedarfs. Umfahren wird der Stau teilweise über die Nussbaumstraße und den Goldberger Weg. Wartezeit in diesem Stau sind einige Minuten, teilweise länger. Die fünf Buslinien, die dort fahren, stehen dann natürlich ebenfalls mit im Stau, was mitunter zu erheblichen Verspätungen führt. Durch kurzzeitig parkende Autos ist die Kreuzung Löhdorfer Str./Aufderhöher Str. zusätzlich verengt und damit besonders für LKW um diese Zeit schwer zu passieren. Dies erhöht auch die Unfallgefahr für Radfahrer:innen.
Welche Möglichkeiten gibt es aus Ihrer Sicht, die Situation für Anwohner und Verkehrsteilnehmer zu verbessern?
Als kurzfristig umsetzbare Maßnahme empfehlen wir, die Pünktlichkeit der Linie 694 durch eine veränderte Linienführung zu gewährleisten, bei der diese nicht mehr im Stau auf der Landwehrstraße steht. Ein Defizit im aktuellen Liniennetz ist außerdem, dass es keine Busverbindung zwischen Aufderhöhe und Langenfeld gibt. Je mehr Menschen in pünktlichen Bussen sitzen, desto weniger Autos mit nur einer Fahrerin/einem Fahrer sind auf der Straße. Zudem sollte der Kreuzungsbereich Aufderhöher Str/Löhdorfer Str. durch den Wegfall von Parkplätzen geräumiger werden und so den Verkehrsfluss durch ausbleibendes Ein- und Ausparken verbessern. Verbesserungen für Fahrradwege- und Stellplätze, insbesondere stadtauswärts und zu den Schulen, können mittelfristig umgesetzt werden und bereits spürbare Verlagerungswirkungen entfachen. Längerfristig müssen sich alle politischen Kräfte geschlossen für den Bahnhaltepunkt Landwehr einsetzen.
Begründung:
Grundsätzliches: Mit dem Klimaschutzgesetz von 2021 stehen Politik und Gesellschaft auch in der Verkehrspolitik vor tiefgreifenden Veränderungen und in der Verantwortung, zum Gelingen einer Verkehrswende beizutragen. Bei allen Überlegungen zur Verkehrsentwicklung sind mit Blick auf CO2- Reduzierungen ökologische Steuerungswirkungen zwingend mitzudiskutieren. Somit unterscheiden sich Diskussionen zur Verkehrspolitik grundlegend zu denen vergangener Jahrzehnte, bei denen mit steigenden Autoverkehren mehr Investitionen in den Straßenbau gelenkt wurden. Politik ist durch das Bundes-Klimaschutzgesetz heutzutage gesetzlich verpflichtet, den CO2-Ausstoß im Verkehrssektor massiv zu senken. Nach jetzigen Projektionen verfehlt Deutschland sein Ziel für 2030 um 41 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent, was zugleich das 1,5°-Ziel unerreichbar macht. Dieser Verantwortung müssen wir uns bei jeder Entscheidung auf kommunaler Ebene stellen. Unsere Antwort, Alternativen zum Auto stärken und dazu Investitionen bereitstellen und Planungskapazitäten stärken. Mit der Solinger Nachhaltigkeitsstrategie ist die Stärkung des Umweltverbundes (also Verkehre mit Bus, Bahn, Fahrrad zu Fuß etc.) gegenüber dem Auto einstimmig beschlossen worden.
Unser Motto für eine gelingende Verkehrswende: Vermeiden, verlagern, verbessern. Aufderhöhe ist hierfür exemplarisch. Um die Staus zu verringern, muss der Autoverkehr weniger werden.
Vermeiden bedeutet, dass Autofahrten, die auch heutzutage schon überflüssig mittels Alternativen ersetzbar wären, ausbleiben. Für Pendler:innen aus Ohligs bietet sich auch heute schon der Solinger Hauptbahnhof an, der außerdem sehr preisgünstige Park-and-Ride-Möglichkeiten bietet. In Verbindung mit einem günstigen Nahverkehrsticket, für das wir uns auch langfristig auf Landes- und Bundesebene stark machen, kann so auch viel Geld gespart werden. Zudem wäre es eine große Entlastung, wenn weniger Kinder mit dem Elterntaxi zur Schule gebracht werden.
Verlagern heißt, dass möglichst viele Menschen dazu gebracht werden, vom Auto auf andere Mobilitätsformen umzusteigen. Dafür müssen diese natürlich auch schneller, pünktlicher und miteinander vernetzt und mit einfachen Zugangsmedien abrufbar werden, damit ein Wechsel von Bus zur Bahn oder zu CarSharing, Bike-Sharing bzw. E-Scooter gelingt. Multimobilität ist hier das Stichwort. Solinger Konsens ist, dass es einen gut an den Busverkehr angebundenen Bahnhaltepunkt in Landwehr und ein drittes Gleis nach Köln geben muss. Hierbei schmieden wir GRÜNE Allianzen mit anderen Städten, um eine möglichst schnelle Umsetzung zu erreichen. Pendeln nach Köln wäre so, selbst wenn es keine Staus geben würde, mit dem Zug deutlich schneller und komfortabler als mit dem Auto und die letzte Meile könnte ggf. mit E-Scooter oder Bike-Sharing erfolgen.
Verbessern heißt für uns außerdem, dass sichere Fuß- und Radwege geschaffen werden. So sind wiederum auch Eltern motivierter, ihre Kinder statt mit dem Auto zu Fuß zur Schule zu bringen oder sie mit dem Rad dorthin fahren zu lassen. Für die Abteilung Mobilität wollen wir endlich mehr Personal schaffen, damit für alle Schulen nachhaltige Mobilitätskonzepte erstellt werden können.
Was die Optimierung des bestehenden Straßennetzes betrifft, haben wir uns als erste Fraktion im Solinger Rat für die Anbindung des Gewerbegebietes Scheuren an die Viehbachtalstraße stark gemacht, um auch in Aufderhöhe Durchgangsverkehre rauszuschaffen. Eine Verlängerung der Viehbachtalstraße als zusätzliche Autobahnanbindung wurde im Rat mit Stimmen von GRÜNEN, SPD, FDP und Linke/Die Partei mit großer Mehrheit mit dem Beschluss zum Bussche-Kessel-Weg abgelehnt. Die Wirksamkeit einer Autobahnanbindung zur Entlastung Aufderhöhes, auch über die Haus-Gravener-Str. oder Opladener Straße, ist mit der uns vorliegenden Untersuchung widerlegt. Ein Straßenausbau ist weder kurzfristig noch überhaupt eine Lösung. Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten: Diesen Spruch unterstreichen die Ergebnisse der Studie, da je nach den dort untersuchten Varianten bis zu 100 Prozent mehr Autoverkehr nach Landwehr gebracht werden würde und die Verkehrsbelastung in Aufderhöhe verstärkt. Für den vergleichsweise jungen und kinderreichen Stadtteil wird dies umso mehr gelten, wenn nun in Straßen investiert wird. Ebenso wenig wäre dies eine kurzfristig umsetzbare Maßnahme.
Quellen:
Umweltbundesamt (2022). Klimaschutz im Verkehr. Im Internet unter: https://www.umweltbundesamt.de/themen/verkehr-laerm/klimaschutz-im-verkehr#undefined, Recherche am 18.07.22.
Stadt Langenfeld/Stadt Solingen/Stadt Leichlingen (2018). Querschluss L 288 – BAB Dreieck Langenfeld. Im Städtedreieck Langenfeld/Solingen/Leichlingen. Im Internet unter: https://www.leichlingen.de/fileadmin/user_upload/isa181109_Machbarkeitsuntersuchung_Querschluss_L288__klein_.pdf, Recherche am 18.07.2022.
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